„Mental Health Coaches“ mit Aktionstag am Grünewald-Gymnasium gestartet
Expertise des DRK-Jugendmigrationsdienstes im Präventionsprogramm gefragt.
Kinder und Jugendliche ermutigen, sich bei psychischen Problemen Hilfe zu suchen und ihre mentale Gesundheit stärken: Das ist das Ziel des im September vom Bundesfamilienministerium gestarteten Präventionsprogramms „Mental Health Coaches“. Insgesamt nehmen mehr als 100 Schulen in allen 16 Bundesländern daran teil. Eine von acht Bildungseinrichtungen in Baden-Württemberg ist das Matthias-Grünewald-Gymnasium (MGG) Tauberbischofsheim.
Das MGG hat sich erfolgreich für das Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend beworben und durch den Jugendmigrationsdienst des DRK-Kreisverbands Tauberbischofsheim die Zusage als Partnerschule erhalten. Start war zu Beginn des Schuljahres 2023/24. Das Gymnasium besitzt nun ein weiteres, persönlichkeitsstärkendes Angebot in seinem Portfolio – perfekt passend zum Programm „stark.stärker.wir“ des baden-württembergischen Kultusministeriums.
„Im Rahmen des Bundesprogramms ,Mental Health Coaches‘ werden an Schulen ab der Sekundarstufe I Fachkräfte aus den Bereichen Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Psychologie eingesetzt“, erklärt das Bundesministerium auf seiner Webseite. „Sie unterbreiten präventive Gruppenangebote, um das Wissen der Schüler über mentale Gesundheit zu erweitern und ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken. Sie vermitteln, wie junge Menschen bei psychischen und sozialen Problemen vertiefende Hilfs- und Beratungsangebote wahrnehmen und erste Kontakte herstellen können.“
Die Schulen, die am Modellprogramm teilnehmen, wurden in enger Abstimmung mit den Ländern ausgewählt. Unter dem Motto „Sagen was ist. Tun was hilft“ können nun auch die Schüler des MGG die Präventionsangebote zur Stärkung ihrer psychischen Gesundheit nutzen.
Die Jugendmigrationsdienste (JMD) wurden durch das Bundesministerium als Träger des Programmes aufgrund ihrer langjährigen und umfassenden Expertise in der individuellen Beratung und Begleitung junger Menschen ausgewählt. Der hohe Grad der Vernetzung der JMD ermöglichten eine kurze Planung- und Einstiegsphase in das Bundesprogramm. Die JMD-Mitarbeiter des DRK-Kreisverbands Tauberbischofsheim setzen ihre Expertise im Unterstützungsprozess für das Mental Health Programm professionell um.
Claudia Baum, Projektleiterin im Bundesprogramm der „Mental Health Coaches an Schulen“, initiierte jetzt einen Aktionsstand im Foyer des Gymnasiums. Über selbst zubereitete Energy Balls und Glückstee als kleine Präsente kam sie mit den jungen Menschen ins Gespräch zu Fragen wie „Was macht Dich stark?“, „Was macht Dich happy?“, „Was kannst Du gut?“ und „Was tut Dir gut?“. „Familie und Freunde als häufigste Antwort bei allen vier Fragen zeigt mir“, so Baum, „dass verlässliche Partner wichtige Stützen im gesunden Entwicklungsprozess von Kindern und Jugendlichen sind.“
Vertrauen in eine Klassengemeinschaft oder das Zugehörigkeitsgefühl zur Schulgemeinschaft zu empfinden, in der man ohne Angst und Scheu seinen Standpunkt oder sein Wissen darlegen kann, ist eines der Ziele ihrer Klassenangebote. Für das laufende Schuljahr hat sie noch weitere Ideen: „Es soll darum gehen, das Selbstvertrauens zu stärken, die eigenen Ressourcen zu entdecken, Wertschätzung zu erfahren, ehrliches Feedback zu geben, aber auch um Methoden zum Stressabbau, Achtsamkeitsübungen, Entspannungstechniken und ausgleichende Kommunikationspraktiken.“
Dass gesunde Ernährung, viel Bewegung im Freien, wenig Medienkonsum und vor allem ausreichender Schlaf sehr wichtige Faktoren einer gesunden Psyche sind, werden die Schüler auch von Fach-Experten außerhalb der Schule erfahren. „Dazu gibt es mit diesen bereits erste Kooperationsgespräche“, so Baum.
Die Projektleiterin will eine Kultur der „offenen Tür“ pflegen. „Sie signalisiert die Bereitschaft, über Hobbys, Freizeitaktivitäten, Fragen zur persönlichen Entwicklung oder auch zur Zukunftsorientierung ins Gespräch zu kommen.“ Das Angebot kann von allen individuell oder als kleine Gruppe in Anspruch genommen werden. Das Motto der deutschlandweiten „Woche der Seelischen Gesundheit“ – „Zusammen der Angst das Gewicht nehmen“ – ist auch hier Programm. Es geht darum, darauf legt Baum wert, „angstfrei im geschützten Raum reden zu können.“
Nach den ersten Wochen am MGG zieht Claudia Baum eine positive Zwischenbilanz: „Die wohlwollende und offene Kommunikationskultur der Schulleitung, des Pädagogenteams und der Schulsozialarbeiterin ermöglichen mir eine lösungsorientierte Arbeit in einem multiprofessionellen Team, um die Resilienz der Kinder und Jugendlichen zu stärken.“
Oberstudiendirektor Sebastian Link pflichtet bei: „Zentrale Aufgabe von Schule ist es, die Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu stärken.“ Das MGG kann nach Auffassung des Schulleiters mit der Beteiligung am MHC-Programm des Bundes diesem Anspruch besser gerecht werden. In ihm sieht er die Möglichkeit, das bestehende Präventionsangebot zu stärken und auszuweiten. „Wenn es darum geht, zielgerichtet mit den Kindern an ihrer Resilienz und Gesundheit zu arbeiten, ist es gut, auf Expertise zurückgreifen zu können.“
Die Schüler begrüßen das neue Angebot ebenfalls. Theresa L. hat sich am Infostand von Claudia Baum umgeschaut. Die Zehntklässlerin freut sich, dass mit mentaler Gesundheit ein in ihren Augen wichtiges Thema beleuchtet wird. „Diesem Thema sollte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, weil es viele Schüler betrifft“, findet auch Frederike E.. Und Hannah M. ist überzeugt: „Als Außenstehende ist Claudia Baum ein unvoreingenommener Ansprechpartner.“
Das Bundesprogramm „Mental Health Coaches an Schulen“ soll möglichst über das laufende Schuljahr hinaus reichen. „Die aktuellen weltweiten Krisen beeinflussen Gefühls- und Gedankenwelt sowie Zukunftsorientierung junger Menschen maßgeblich“, betont Claudia Baum. Psychisch gesunde Kinder und Jugendliche von heute, so ihre Überzeugung, können sich zu glücklichen Erwachsenen von morgen entwickeln.
Gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)